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Dieses Semester wird alles anders.

Eventuell diesen Satz schon oft am Anfang eines Semesters gesagt oder gehört? Macht nix. Ob es nun der Beginn Eures Studiums oder nur das x-te Semester für Euch ist, jetzt ist tatsächlich der perfekte Zeitpunkt für einen Neubeginn und ein paar gute Vorsätze. Das Semester liegt strahlend weiß und niegelnagelneu vor Euch! Jetzt wird alles besser, effektiver und ordentlicher – könnte es zumindest. Hier kommen ein paar Tipps, wie Ihr Euren inneren Schweinehund im Zaum halten und das Meiste aus diesem Semester herausholen könnt.

1. Der Semesterplan

Bis zu den Vorlesungen habt Ihr noch ein paar Tage Zeit, um Euch optimal vorzubereiten und die solltet Ihr auch nutzen, denn: gute Vorbereitung ist alles. Wie das geht? Zunächst einmal macht man sich einen Plan, genauer gesagt einen Stundenplan für dieses Semester. Den Stundenplan kann man sich im Friedolin oder ganz altmodisch mit dem aktuellen Vorlesungsverzeichnis und dem empfohlenen Studienplan zusammenstellen. Er muss gegebenenfalls angepasst werden und vor allem realistisch sein. Wurden in den letzten Semestern Scheine auf später verschoben oder nicht bestanden, müssen die eben erst einmal nachgeholt werden. Inwieweit man dann noch die im Musterstudienplan vorgesehenen Scheine schafft, muss jeder selbst und für sich entscheiden. Hier darf man sich nicht davon beeinflussen lassen, wie schnell oder langsam die anderen sind. Wem in der Vergangenheit das ein oder andere zuviel war, konzentriert sich lieber auf das Wichtigste, zB das Bestehen der Zwischenprüfung. Grundlagenschein und Fachenglisch für Juristen kann man auch später noch nachholen. Natürlich spielt auch eine wichtige Rolle, wie gut man in den Klausuren abschneiden will. Genügt einem das Bestehen, schafft man zur Not auch drei große Scheine in einem Semester, aber: das Wissen muss man früher oder später (spätestens vor dem Examen) ohnehin nachholen. Deshalb ist es natürlich nicht nur beruhigend, sondern auch sinnvoll, bereits im Studium zu versuchen, in jeder Klausur so gut es geht abzuschneiden (Wir sagen nur: nach der Klausur ist vor der Klausur!). Der Stundenplan sollte auch gleich feste Lernzeiten enthalten, in denen Ihr Vorlesungen und AGs vorbereitet bzw. nachbereitet. So lässt sich das Lernen nicht ganz so leicht nach hinten verschieben. Noch besser wäre es, bereits die Lerninhalte auf die Wochen des Semesters zu verteilen (siehe unter 3.). Auch wenn man den Lernplan am Ende nicht ganz einhält, hat man immer im Blick, was gelernt werden muss.

2. Der Arbeitsplatz

Wenn Ihr Euch in Eurem Zimmer umseht und noch die groben Umrisse eines Schreibtischs erkennen könnt, ist es noch nicht zu spät für einen effektiven Arbeitsplatz. Tatsächlich schafft etwas Ordnung in Euren Unterlagen auch einen freien Kopf, sorgt für viel mehr Zeit und Überblick über den Lernstoff. Wenn noch nicht geschehen, besorgt Euch also ausreichend Ordner, Hefter und Mappen, schaufelt den Schreibtisch frei, sortiert den ganzen Papierkram und heftet ihn ab. Und zwar: Sofort! Nicht Nachdenken, einfach machen. Dann legt ihr für die Vorlesungen dieses Semesters Ordner an und heftet, wenn es soweit ist, Mitschriften und Kopien brav ab, am besten, sobald Ihr von der Uni heim kommt. Einen Drucker zuhause zu haben, ist auch keine schlechte Idee. Dann ist die Hemmschwelle, die Materialien auszudrucken und schon vor der Vorlesung anzusehen, schon mal nicht ganz so hoch wie bei einem Gang in den Computerpool der Uni. Eine große Pinnwand mag angesichts der Kalenderfunktion Eures Smartphones und diversen To-Do-Apps altmodisch erscheinen, ist aber nicht nur für wichtige Termine, Aufgaben und den Stundenplan, sondern auch für Merksätze, die wichtigsten Definitionen und Prüfungssschemata super. Letztere sollte man sich möglichst selbst anlegen (siehe 4.) und am besten jeden Tag vor der Nase haben.

(Bild von hier.)

3. Das Lernmaterial (Oder: Fälle, Fälle, Fälle!)

Natürlich ist es wichtig, frühzeitig Lehrbücher und Fallbücher zur Hand zu haben, um sich einen Zeitplan für das Durcharbeiten des Lernmaterials machen zu können (siehe 1.). Am besten setzt man sich für jeden Abschnitt oder jedes Kapitel einen Termin oder eine bestimmte Woche fest. So bleibt am Ende auch noch genug Zeit für andere Dinge und man vermeidet Nachtschichten und Panik kurz vor den Klausuren. Was aber soll man kaufen, ausleihen und lernen? Schwierig, schwierig. Lernt Ihr für eine einzelne Klausur, kann der Tipp Eures Profs Gold wert sein, lernt Ihr für das Examen, sind einzelne Vorlieben des Klausurstellers nicht mehr ausschlaggebend. Für bestimmte Fächer gibt zwar es Klassiker, mit denen man vermutlich nie falsch liegt, zB. der Brox für BGB AT oder Wessels/Beulke für Strafrecht. Letzten Endes müsst Ihr aber auch mit dem Buch arbeiten können! Deshalb unser Tipp: Lest Euch in der Buchhandlung eures Vertrauens die Passagen zu einem Problem in mehreren Lehrbüchern durch und schaut, in welchem es euch am besten einleuchtet. Noch ein Tipp: Wer sparen muss, leiht sich Lehrbücher lieber aus oder kopiert sie sich und kauft/kopiert das Fallbuch, um darin rummalen zu können. Ja, ein Fallbuch. Darauf sollte man niemals verzichten, denn da steht drin, wie man die ganzen Fälle löst, die ständig in den Klausuren dran kommen. Dabei sind für den Einstieg Fallbücher mit kurzen Fällen wie die aus der Achso!-Reihe von Boorberg, „Die Fälle“ von dem Fall-AG-Verlag oder „die wichtigsten Fälle…“ von Hemmer super. Auch in Ausbildungszeitschriften finden sich (ausführlichere) Klausursachverhalte mit Musterlösungen. Das erforderliche Hintergrundwissen lernt Ihr beim Lösen der Fälle anschaulich und ganz nebenbei in nötiger Kürze und klausurfein ausformuliert.

4. Richtiges Lernen (Oder: Noch einmal: Fälle! Fälle! Fälle!)

Wer alles aus dem Lehrbuch auswendig lernt und am besten noch vorher rausschreibt, lernt sicherlich auch etwas, braucht dafür aber vermutlich viel zu lange und häuft unnötiges Wissen an, das in Klausuren dazu verleitet, ein Problem in epischer Breite zu behandeln und das Wesentliche aus dem Blick zu verlieren oder schlimmer noch: nicht fertig zu werden. Denn in der Klausur hat man selten Zeit, rechtliche Probleme im Lehrbuchumfang auszubreiten. Wahrscheinlich könnt Ihr es schon nicht mehr hören, aber es gibt keine bessere Klausurvorbereitung als regelmäßig Fälle zu lösen. Es genügt, die in den Fällen behandelte Thematik im Lehrbuch zum besseren Verständnis nochmal nachzulesen und sich wirklich nur die Essenz des Problems zu notieren (Probleme – eine Ansicht – andere Ansicht – Lösung). Letztlich darf man nicht vergessen, dass das Wissen aus den ersten Semestern in späteren Semestern wiederholt und nochmals vertieft wird. Deshalb muss man auch im ersten Semester noch nicht den Medicus auswendig können. Um strukturiert zu lernen, empfiehlt es sich außerdem, das zu erlernende Wissen in Karteikarten zu sammeln und mehrmals zu wiederholen. Auf die Vorderseite kommt ein Begriff bzw. eine Frage, auf die Rückseite die Definition, ein Prüfungsschema oder eine kurze Antwort. Die Karteikarten können beim Wiederholen danach sortiert werden, ob man die Antwort beim 1., 2. und 3. Mal wusste oder nicht. So kann man sich effektiv auf die Karten konzentrieren, die einem schwer fallen und mit diesen eine weitere Wiederholungsrunde einlegen. Fragen, die man auch beim 3. Mal sicher beantworten konnte, kann man dagegen vorerst weglegen. Mit der Zeit entsteht so eine umfangreiche Sammlung, die jedes Semester und kurz vor dem Examen erweitert und wiederholt werden kann. Und: den Lerneffekt hat man nicht erst beim Wiederholen, sondern bereits beim Erstellen der Karten. Anfänger können sich auch erst einmal eine Übersicht über den Stoff verschaffen, indem sie sich Plakate zum Rechtsgebiet oder einem bestimmten Thema erstellen, zB zur Verfassungsbeschwerde und bei jedem Prüfungspunkt Obersätze und häufige Probleme notieren. Übrigens: Studien haben gezeigt, dass sich das Gehirn Handschriftliches besser merkt als Getipptes!

Zum Thema richtiges Lernen ist auch dieser Artikel sehr lesenswert!

(Bild von omnimodo facturus.)

5. Gutachtenstil und Feinschliff

Leider leiden gerade Anfängerklausuren an wesentlichen Dingen wie Aufbau, Ausdruck und Satzbau und haben so unabhängig vom Inhalt der Klausur von vornherein schlechte Karten auf gute Punktzahlen. Das ist für Prüfling wie Korrektor mehr als ärgerlich. Für die, die sich den Gutachtenstil erst aneignen müssen, kann es daher hilfreich sein, sich mithilfe von Musterlösungen eine Übersicht mit nützlichen Wendungen zu erstellen, um diese im Laufe der Zeit zu verinnerlichen. Hier können je nach Fach und Verfahren die klassischen Obersätze, Ergebnissätze, Schlüsselbegriffe und die Fachtermini aufgelistet sein. Schon die kleine Merkhilfe, Sätze mit „aber“, „weil“ und „da“ zu vermeiden und eine Sammlung mit Wörtern, die beim Gutachtenstil helfen (mithin, daher, damit, danach, darum, demnach, folglich, infolgedessen, somit) aufzuschreiben, kann den nötigen Aha-Effekt auslösen. Je weniger Ihr in der Klausur überlegen müsst, wie Ihr einen Satz zu formulieren habt, desto besser! Auch das Prüfungsschema zu beherrschen und in der Klausur gut strukturiert wiederzugeben, ist enorm wichtig, um selbst den Überblick zu behalten und dem Prüfer zu zeigen, dass man die Prüfungsreihenfolge kennt. Hierbei helfen Nummerierung und Überschriften, obwohl sie nicht vorgeschrieben sind und in Fallbüchern oft weggelassen werden. Die Erfahrung als Korrektoren hat uns aber gezeigt, dass Prüflinge, die auf Überschriften keinen Wert legen, auch häufiger einen Prüfschritt vergessen. Manchmal ergibt sich auch aus dem Klausurtext selbst nicht, was der Prüfling eigentlich prüfen wollte, so dass eine Überschrift dem Korrektor wenigstens gezeigt hätte, dass der Prüfling das Prüfungsschema kennt.

6. Motivation

Jura mag einem im Studium etwas trocken und zäh erscheinen. Wir können Euch aber versprechen, dass sich das spätestens mit dem Referendariat, wenn man über echte Fälle entscheidet, die betroffenen Personen vor sich sitzen und Zeit hat, zu recherchieren, ändert. Es lohnt sich also, durchzuhalten. Vielleicht hilft es dem einen, sich immer wieder vor Augen zu führen, warum man Jurist werden möchte. Bei manchen ist es das Bedürfnis, sich in allen Lebensbereichen rechtlich auszukennen, mitreden und wehren zu können, oder auch die Möglichkeit, damit anderen Menschen helfen zu können. Bei anderen ist es die Gewissheit, dass das, was man studiert, nicht jeder kann, eben weil es nicht so einfach ist. Was einem auf jeden Fall hilft, ist der Austausch mit Kommilitonen, die das gleiche Leid plagt, und mit denen es Spaß macht, über rechtliche Probleme zu diskutieren. Und man sollte nicht vergessen, sich regelmäßig zu belohnen, zB mit einem freien Wochenende, wenn man die ganze Woche über gelernt hat oder einem Bier/einer Feier am Abend, wenn man es geschafft, den einen Fall noch zu lösen oder den einen Abschnitt im Buch zu lesen. Jura ist nicht auch nicht alles im Leben.

(Bild von Der Jurist.)

7. Ruhe bewahren.

Am Ende möchten wir Euch daran erinnern, dass noch kein Meister vom Himmel gefallen ist und Rom nicht an einem Tag erbaut wurde. Jura ist ein anspruchsvolles Fach, Rückschläge und Misserfolge kommen vor und sind kein Weltuntergang. Gerade am Anfang ist man angesichts der Stoffmenge leicht überfordert, doch mit der Zeit (meist nach der Zwischenprüfung) hat man ein Grundwissen, das sog. Handwerkszeug, das man nicht immer und immer wieder lernen muss und auf das man sich auch gut verlassen kann, wenn man in einem Fall mangels Spezialwissens improvisieren muss. Deshalb konzentriert Euch auf jedes einzelne Semester, auf jede Klausur und geht Schritt für Schritt durch das Studium. In der 7. Klasse konntet Ihr Euch schließlich auch noch nicht so richtig vorstellen, eines Tages Abitur zu schreiben.

(Bild von Zeit Campus.)

So! Das war’s auch schon. Auf Los geht’s los! Wir hoffen, wir konnten Euch ermuntern, das Semester mit neuer Kraft anzugehen und wünschen Euch viel Erfolg und Spaß dabei. Los!

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